Am Dienstag, dem 24. Oktober 2023, fand der diesjährige traditionelle Historische Abend der Heimatfreunde Neuss e. V. im Romaneum statt. Herr Josef Burdich, Oberstudiendirektor i. R., dem wie in den vergangenen die Organisation und Leitung des Abends unterstand, hatte als Thema des Vortragsabends die Besuche und Aufenthalte von Monarchen in Neuss ausgewählt. Unter dem Titel „Gekrönte Häupter zu Gast in Neuss“ spannte er selbst in einem Überblicksreferat den Bogen von Kaiser Ludwig dem Frommen (9. Jh.) bis zu den Aufenthalten preußischer Könige 1842 und 1861 im Rahmen großer Herbstmanöver im Raum Neuss. Nach Erläuterungen zum mittelalterlichen Reisekönigtum, demzufolge Könige und Kaiser durch ständige Bereisung ihrer Territorien Herrschaft ausübten, und mit anschaulichen Schilderungen der Unterbringungsmöglichkeiten des oft exorbitanten Begleittrosses sowie dessen Verpflegung auf Kosten der Gastgeber gab er einen Überblick über die oft nur kurzen Aufenthalte einiger Könige und Kaiser im Mittelalter im Zuge von Übernachtungen bei ihren Reisen von oder nach Köln in andere Reichsteile. Er ging ausführlicher auf die besondere Verdichtung von Monarchen Besuchen in Neuss im 13. Jahrhundert ein als Neuss im Zusammenhang mit der Doppelwahl des Staufers Philipp von Schwaben und des Welfen Otto IV. 1198 unmittelbar in die Geschehnisse einbezogen war und 1205 erobert wurde. Heimatfreund Dr. Helmut Gilliam hatte sich 1981 im Almanach des Kreises Neuss in einem Beitrag ausführlich unter dem Titel „Neusser Eid“ dieser Thematik angenommen. Einen weiteren Höhepunkt stellten die mehrfachen Königsaufenthalte während des Episkopats Erzbischof Konrads von Hochstaden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts dar; der streitbare wie mächtige Kirchenfürst, dem der Kölner Dom die Grundsteinlegung seines gotischen Hochchores verdankt, der aber auch wiederholt wegen seiner Auseinandersetzungen mit den Bürgern von Köln seinen Sitz in Neuss nehmen musste, soll in einem Streit mit König Wilhelm von Holland und dem vermittelnden päpstlichen Gesandten sogar das Quartier seiner Gäste in Neuss angezündet haben, die Gäste entkamen der Gefahr. Natürlich würdigte der Referent auch den Besuch Kaiser Friedrichs III. nach der Aufhebung der fast einjährigen Belagerung von Neuss im Burgundischen Krieg 1475, der den tapferen Neussern Ansehen und Privilegien einbrachte.
Herr Dr. Jens Metzdorf, Leiter des Neusser Stadtarchivs, widmete sich in seinem Vortrag dem Besuch Ludwigs XIV. im Jahr 1672, wobei er nicht nur ausführlich das Zeremoniell beim Treffen des Sonnenkönigs mit seinem devoten Gastgeber, dem an Geldmitteln klammen Kurfürsten Max Heinrich, vor den Toren von Neuss darstellte, sondern auch die Hintergründe für die französische Expansionspolitik nach dem Westfälischen Frieden (1648) sowie die u. a. für Neuss unselige Abhängigkeit des Kölner Kurfürstentums von Frankreich anschaulich erläuterte. Auch den Besuch Napoleons in Neuss 1804 wenige Wochen vor seiner Kaiserkrönung bettete der Vortragende in den historischen Hintergrund ein, so dass die damalige niederrheinische Inspektionsreise des ehrgeizigen Korsen als Teil seiner Kanalprojektplanungen verstanden werden durfte. Der enthusiastische Empfang in Neuss stand dann allerdings in einem Gegensatz zu dem eher schroffen und kurzen Auftreten Napoleons.