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Auf den Spuren von Franz Kellermann

Mehr als zwanzig interessierte Bürgerinnen und Bürger wanderten jetzt auf Einladung der Vereinigung der Heimatfreunde auf den Spuren von Franz Kellermann (1875 – 1958), der von 1903 bis 1945 zunächst als Mitarbeiter des Gartenamtes, später als städtischer Gartenbaudirektor einen großen Teil der Neusser Grünanlagen und Parks geplant und angelegt hat. Vom Treffpunkt am Eierdieb, dem 1934 vom Bildhauer Oswald Causin erschaffenen Denkmal, ging es zunächst über den „Franz-Kellermann-Weg“ durch den Alten Stadtgarten, anschließend entlang des Nordkanals in den neu gestalteten Rosengarten und zum Abschluss in den Botanischen Garten. Geführt wurde die Gruppe von Volker Koch – der ehemalige Redakteur der Neuß-Grevenbroicher Zeitung hat sich beruflich und privat intensiv mit Kellermanns Leben und Wirken beschäftigt – und von Gerhard Gremmer, der als Mitglied im Förderverein des Botanischen Gartens und Berufsgärtner viel botanisches Fachwissen beisteuern konnte.
Weitgehend einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass dem Erbe von Franz Kellermann seitens der Stadt Neuss mehr Aufmerksamkeit und Pflege geschenkt werden sollte. Das gilt nicht nur für die innerstädtischen Grünflächen, sondern vor allem für die Beschilderung des „Franz-Kellermann-Weges“, der seit 1979 rund um den Weiher im Alten Stadtgarten führt: Zwei der vier Hinweisschilder sind gar nicht mehr, die anderen nur eingeschränkt lesbar. „Hier sollte dringend Abhilfe geschaffen werden, die Heimatfreunde werden sich für dieses Projekt stark machen,“ versprach Anne Holt, stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung. Das sieht auch Astrid Kellermann so. Die Enkelin von Franz Kellermann, die gemeinsam mit einer Cousine an dem Rundgang teilnahm, sagte spontan ihre Mithilfe bei der Finanzierung zu. Ihr Fazit: „Ich habe einiges über meinen Großvater erfahren, das ich so noch nicht wusste.“ Dem schlossen sich die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerne an.

Veranstaltungshinweis für den 22.09.2025 -Spaziergang auf den Spuren von Franz Kellermann-

Bereits 100 Jahre vor Eröffnung der Landesgartenschau verfolgte Neuss ein ehrgeiziges Ziel: Mit seinen Parks und Grünanlagen wolle es sich „einen Platz unter den Gartenstädten schaffen,“ formulierte es 1926 der damalige Stadtbaurat Carl Sittel. Rudolf Stoschek, als Architekt unter anderem für die Planung des 1924 eröffneten Jahnstadions verantwortlich, stellte bereits ein Jahr zuvor in einem Beitrag für die „Neußer Zeitung“ fest: „Unsere Grünanlagen erfreuen sich außerordentlicher Beliebtheit. Von allen rheinischen Städten in der Größe der Stadt Neuss dürfte wohl diese die einzige sein, welche ca. 250 Morgen wohl gepflegte Anlagen besitzt.“ Und die NGZ notierte 1928, dass die von Franz Kellermann geschaffenen Grünanlagen „viele Auswärtige auf ihren Spaziergängen nach Neuss locken.“

Anlass für so viel Lob war das 25-jährige Dienstjubiläum von Franz Alois Johannes Kellermann (1875 – 1958). Der war 1903 vom damaligen Bürgermeister und späteren Oberbürgermeister Franz Gielen (1867 – 1947) mit dem Auftrag nach Neuss geholt worden, die damals 30.000 Einwohner zählende Stadt zu „begrünen“. Kellermann begann mit dem Marienkirchplatz, dem Drususplatz, der Kaiser-Friedrich-Straße und dem Grünbereich rund um die Christuskirche. 1906 machte er erstmals nachhaltig auf sich aufmerksam, als er den von seinem Vorgänger Ernst Schneider (1874 – 1968), dem späteren Gartenbaudirektor von Königsberg, erschaffenen Stadtgarten zwischen Kaiser-Friedrich- und Schorlemerstraße in südlicher Richtung erweiterte. Kellermanns erstes „Meisterstück“ war der daran anschließende Rosengarten, der auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern 6.000 Rosensträucher beherbergte, die nach Art des Jugendstils gepflanzt wurden. Daraufhin wurde er am 1. Juli 1907 zum „Stadtgarteninspektor“ ernannt, am 1. Januar 1924 wurde er zum „städtischen Gartenbaudirektor“ befördert, ein Amt, das er bis 1945 innehatte, ehe er als Siebzigjähriger in den Ruhestand ging.

In dieser Zeit schuf er den noch heute bestehenden „Grüngürtel“ der Stadt: Nach Stadt- und Rosengarten folgte die Errichtung eines „Botanischen Schul- und Lehrgartens“ an der Bergheimer Straße und der Aufschluss des Stadtwaldes. Nach dem Ersten Weltkrieg, dessen ersten beiden Jahre Franz Kellermann im Schützengraben verbrachte, ehe er auf Drängen der Stadt freigestellt wurde, um sich fortan um die „Kartoffel- und Gemüseversorgung“ seiner Mitbürger zu kümmern, nahm er seine Arbeit in großem Stil wieder auf. Trotz wirtschaftlicher Not und belgischer Besatzung kam es zum Bau des Jahnstadions, der Umwandlung der verwilderten Waldstreifen in Reuschenberg und Selikum zu einem insgesamt zehn Hektar großen Park und in den 1930er-Jahren der Erschaffung von Jröne Meerke und Nordpark aus aufgelassenen Kiesgruben – alle Planungen gingen aus der Feder von Franz Kellermann hervor, der in seinem Ressort zeitweise mehr als 80 „Stadtgartenarbeiter“ sowie 19 Beamte und Angestellte unter sich hatte.

Die Vereinigung der Heimatfreunde möchte den Spuren, die der „Vater der Neusser Grünanlagen“ hinterlassen hat, auf einem geführten Spaziergang folgen. Der startet am Montag, 22. September, um 17 Uhr am „Eierdieb“ auf dem Franz-Kellermann-Weg im Alten Stadtgarten. Von dort geht es über den Neuen Stadtgarten in den Rosengarten und den Botanischen Garten. Der Spaziergang soll rund 90 Minuten dauern, festes Schuhwerk und entsprechende Kleidung werden empfohlen. Die Teilnahme ist kostenlos, die Heimatfreunde bitten allerdings um Voranmeldung in ihrer Geschäftsstelle (Michaelstraße 67) oder in der Einhorn-Apotheke (Büchel 21).

Veranstaltung der Heimatfreunde Neuss mit dem Förderverein des historischen Nordkanals Neuss

„Französische Wasserbaukunst unter Napoleon – am Epanchoir in Neuss leicht erklärt“ am Tag des offenen Denkmals – Sonntag, 14. September 2025 –

 Am Programm zum diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ – Sonntag, 14. September 2025 – beteiligten sich die Neusser Heimatfreunde mit ihrem Förderverein des historischen Nordkanals in Neuss. Mit dem restaurierten und gepflegten Epanchoir an der Kreuzung Nordkanalallee Ecke Selikumer Straße wurde den interessierten Besuchern in historisch einprägsamer Darstellung die hohe Qualität der französischen Wasserbau- und Vermessungstechnik zur Zeit Napoleons gezeigt.

Im historischen Kostüm der damaligen Vermessungsingenieure und der Wasser- und Kanalbautechniker um 1800 erläuterte Dr. Martin Klöffler als Vermessungstechniker in zwei Präsentationen über 40 interessierten Besuchern die Bau- und Vermessungsleistungen der französischen Ingenieure am Epanchoir und an dem Gesamtprojekt Nordkanal von Neuss am Rhein über Venlo an der Maas bis zum Nordseehafen Antwerpen.

Deutlich zeigte und erläuterte Dr. Klöffler anhand von selbstgefertigten Holzmodellen die damals für den Nordkanal vorgesehenen 9 Schleusen – zwei Schleusen in Neuss und sieben Schleusen bei Venlo. Mit den von ihm gesammelten optischen und kunstvoll aus Metall gefertigten Vermessungsgeräten jener Zeit wurde allen Interessierten unmittelbare Eindrücke in die technischen Fähigkeiten zur Vermessung der Nordkanal-Verlaufs nahegebracht.

Mit großem Beifall bedankten sich die Zuschauer beim Vortragenden Dr. Köffler für seine erlebnisreichen und eindrucksvollen Erläuterungen am Epanchoir in Neuss. Eine Wiederholung wurde in Aussicht gestellt.

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