Vom »Titi» oder »Petitche» (»petit») bis zum endgültigen »Tschüss» oder »Tschö» (»Adieu») am Lebensende reicht bis heute die große Wort- und Aussagespanne im vom Autor Wilhelm Schepping so benannten – „Nüsser Französisch“, das er hier nun ein-
mal umfassend erschlossen und bewusst gemacht hat. Wie aber kam es zu einer solchen „Französierung“ unserer Mundart?

Nach der Eroberung des Rheinlandes durch Truppen Napoleons anno 1794 wurde gut 20 Jahre lang bis 1815 auch in Neuss neben dem Nüsser Platt als Basissprache pflichtgemäß Französisch „parliert“: Wer in Handel, Gewerbe und Verwaltung, beim Ein- und Verkauf, bei der Hausgestaltung wie bei Festen und Feiern „mithalten“ wollte, musste also zumindest über einen gewissen Grundvorrat an französischen Vokabeln verfügen. Obendrein nahm sich das durch neue Rechtsordnungen gegenüber dem weitgehend entmachteten Adel und der brutal bekämpften Kirche und Religion wesentlich gestärkte Bürgertum nicht nur im Vokabular, sondern auch in seiner neuen Wohn- und Ess-Kultur, in Handel, Gewerbe, Verkehr, Verwaltung und Militär, im täglichen Gegen- und Miteinander wie in der Namengebung Französisches zum Richtmaß. Eben deshalb hat jene umwälzende Franzosenzeit auch im Nüsser Platt bis heute viele Spuren hinterlassen, die aber sprachlich derart „eingeneussert“ wurden, dass sie damals wie heute kaum als „Import“ bewusst wurden und sind. Daher wird dieser 1978 erstmals von der unvergessenen Neusser Mundartdichterin Sophie Tremblau (1920-2010) thematisierte Einfluss des Französischen hier nun auch einmal in der „Kleinen Neusser Bibliothek“ der Heimatfreunde vergegenwärtigt. Dies geschieht hier sehr konkret, teils auch fast „szenisch“, und – entsprechend seiner bis heute unverminderten Bedeutung – auch besonders umfassend: nämlich an fast 600 Wörtern aus nicht weniger als 18 Lebensbereichen. Jedem Nüsser Wort hat der Autor das französische Ursprungswort gegenübergestellt, ins Hochdeutsche übersetzt und wo nötig auch noch knapp kommentiert.

Der Band 9 der „Kleinen Neusser Bibliothek“ ist zum Preis von 4,50€ in der Geschäftsstelle der Heimatfreunde und in der Einhorn – Apotheke erhältlich.